Wundversorgung bei MRSA-Patient:innen
MRSA bedeutet Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus. Bakterien der Art Staphylococcus aureus kommen auf der Haut und den Schleimhäuten von vielen gesunden Menschen vor. Diese Bakterien können gegen das Antibiotikum Methicillin und auch die meisten anderen Antibiotika resistent sein, also unempfindlich werden. Infizieren MRSA-Bakterien Wunden, können diese schlecht heilen, so dass die Erreger vollständig beseitigt werden müssen. Teil der Eradikationstherapie ist die Reinigung infizierter Wunden mit mechanischen Mitteln und ein Verband mit entsprechenden Eigenschaften.
Staphylokokken sind kugelförmige Bakterien, die sich zu weintraubenartigen Aggregaten zusammenlagern und sich nicht aktiv bewegen können. Sie besiedeln die Schleimhäute des Nasen-Rachenraums beim Menschen und bei Tieren und verursachen dort in der Regel keine gesundheitlichen Probleme. Ist allerdings das Immunsystem geschwächt, können sie Krankheiten verursachen. Solche Bakterien nennt man fakultativ pathogen.
Etwa 70% bis 80% der Staphylokokken sind gegen Penicilline resistent, die mit dem Enzym β-Laktamase gespalten werden können. Ganz besonders der Methycillin-resistente Staphylococcus aureus, auch MRSA genannt, ist häufig gegen viele Antibiotika unempfindlich. In ungünstigen Fällen ist die Antibiotikatherapie unwirksam, weil der Erreger vielen oder sogar allen Antibiotika widersteht.
Ein solcher Erreger springt in der Regel im Krankenhaus auf Patient:innen über, der von ihm besiedelt oder infiziert wird: Im ersten Fall beherbergt der Wirt ein MRSA, ohne jedoch krank zu sein, im zweiten Fall ist er erkrankt und leidet beispielsweise an einer schwer heilenden Wunde. Ärzt:innen müssen in diesem Fall den Pflegedienst informieren, damit dieser die geeigneten Maßnahmen ergreifen kann.
Wie der MRSA-Erreger übertragen wird
Besonders gefährdet sind drei Personengruppen: Die meisten Patient:innen stecken sich im Krankenhaus an, weil sich hier wegen der zahlreichen eingesetzten Antibiotika leicht Resistenzen entwickeln. Hinzu kommt, dass viele der Krankenhauspatient:innen geschwächt und anfällig für Infektionen sind. Die zweite Gruppe sind pflegebedürftige Menschen, deren Wunden, Katheter oder Sonden Eintrittspforten für die Erreger darstellen. Schließlich erkranken Dialysepflichtige, Immungeschwächte und Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus häufiger.
MRSA-Erreger können entweder von dem Betroffenen selbst stammen (endogene Infektionen), oder von anderen Menschen oder Tieren (exogen) übertragen werden. Eine Möglichkeit sind z.B. gemeinsam benutzte Hand- oder Badetücher. Meistens werden die Bakterien durch die Hände von Pflege- und ärztlichem Personal übertragen. Das eigentliche Reservoir für S. aureus ist der Nasenvorhof. Von dort kann sich der Erreger auf andere Areale, z.B. Hände, Axilla, Perinealregion und Schleimhäute ausbreiten und in Wunden ausbreiten.
Hinweise auf eine MRSA-infizierte Wunde
Gelangen MRSA in eine Wunde, so heilt diese Wunde nur sehr langsam und viele Antibiotika sind wirkungslos. Ob die Wunde tatsächlich mit MRSA infiziert ist, kann letztlich nur mit Tests überprüft werden, aber es gibt Hinweise:
- Eine belegte oder stark geschwollene Wunde
- Die Wunde schließt sich nur schlecht und heilt nur langsam ab
- Nach einem Krankenhausaufenthalt können Hautausschläge ein frühes Symptom sein.
Jede chronische Wunde sollte durch den Behandelnden mit einem bakteriologischen Abstrich auf MRSA geprüft werden. Nur ein solcher Test kann ein MRSA nachweisen. Ist der Test positiv, muss der Erreger bei dem Patienten oder der Patientin vollständig abgetötet werden. Zudem muss der Pflegedienst informiert werden, damit dieser entsprechende Maßnahmen ergreifen kann.
Die vier Säulen der MRSA-Behandlung
Die MRSA Behandlung basiert auf vier Säulen:
- Gabe von Reserve-Antibiotika
- Anwendung von Salben und Mundspülungen im Nasen-Rachen-Raum bzw. von speziellen Waschlotionen an der Haut
Zu Beginn wird im Nasenvorhof, der Rachenschleimhaut oder einer Wunde ein Abstrich durchgeführt. Ist der Abstrich positiv auf MRSA, trägt der Betroffene fünf Tage lang dreimal täglich eine Mupirocin-Nasensalbe in beide Nasenvorhöfe auf. Ist der Erreger resistent gegen den Wirkstoff oder verträgt die Person Mupirocin ihn nicht, kann z. B. Octenidin eingesetzt werden. Zudem sollte dreimal täglich nach dem Zähneputzen mit einem Schleimhaut-Antiseptikum gegurgelt und für drei Tage der ganze Körper mit einer antiseptischen Waschlösung gewaschen werden, die wirksam gegen MRSA ist. Täglich werden Bett-, Körperwäsche, Handtücher und Waschlappen gewechselt und persönliche Gegenstände werden desinfiziert. Am 8., 9. und 10. Tag werden Kontroll-Abstriche von Nasen-Vorhöfen, Rachen, Leiste und vorher besiedelten Bereichen durchgeführt. Patient:innen gelten als saniert, wenn alle drei Kontrollen MRSA-negativ sind. - Isolierung der Krankenhaus-Patient:innen mit MRSA, bis der Erreger nicht mehr nachweisbar ist.
- Hygienemaßnahmen
Wichtige allgemeine Hygienemaßnahmen sind das Tragen eines Nasen- und Mundschutzes, ggf. auch von Schutzkleidung und eine gründliche Händedesinfektion – das gilt sowohl für das Pflegepersonal als auch für Besucher. Wichtig ist auch eine strikte Umgebungshygiene, zu der neben der Flächendesinfektion auch weitere Maßnahmen zählen. Damit sichergestellt ist, dass keine MRSA auf das Verbandmaterial übertragen werden, nehmen Pfleger:innen nicht das gesamte Material mit in das Zimmer der Patient;innen, sondern nur das, was benötigt wird.
Ein Verbandwagen beispielsweise wird nicht mit in das Zimmer genommen. Es ist auch möglich, kleinere Mengen Verbandmaterial direkt im Patientenzimmer zu lagern. Wichtig ist, dass Abfälle wie alte Verbände dort, wo sie anfallen, in reißfesten, feuchtigkeitsbeständigen und dichten Behältern gesammelt werden. Auch soll das Pflegepersonal sich gründlich die Hände desinfizieren.
Vier Schritte der Wundhygiene auch bei MRSA infizierten Wunden sinnvoll
Das Konzept der Wundhygiene sieht vier einfache Schritte für eine optimale Wundversorgung vor. Diese lassen sich auch auf Wunden, die mit MRSA infiziert sind, anwenden.
- Im ersten Schritt – „Spülung & Reinigung“ – wird das Wundbett gründlich von abgestorbenem Gewebe, Zelltrümmern, Belägen und Biofilm gereinigt. Anschließend wird die Wundumgebung zur Entfernung von abgestorbenen Hautschuppen und Hornhaut mit Wundspüllösungen oder Antiseptika gereinigt, um eine Reinfektion möglichst zu verhindern. Besonders gut geeignet sind dafür antimikrobielle oder tensidhaltige Wundspüllösungen.
- Im zweiten Schritt, dem Débridement, geht es um die Entfernung von nekrotischem Gewebe, Belägen, Zelltrümmern und Biofilm aus der Wunde. Eine besondere Form ist das biochirurgische Débridement: Dabei verflüssigen Insektenlarven der Gattung Lucilia sericata das abgestorbene Gewebe und ernähren sich davon. Diese Methode funktioniert auch bei Wunden, die mit MRSA infiziert sind. Die Larven sondern Enzyme ab, die nekrotisches Gewebe verflüssigen, von dem die Tiere sich dann ernähren.
- Im dritten Schritt, der Wundrandbehandlung, wird nekrotisches, verkrustetes oder überhängendes Wundrand-Gewebe, welches Biofilm beherbergen kann beseitigt, um Wundrand und Wundgrund anzugleichen. So kann sich das neue Epithel leichter ausbilden und die Wunde zieht sich stärker zusammen.
- Im vierten Schritt wird ein Wundverband angelegt, der antimikrobielle Eigenschaften hat und dem Biofilm entgegenwirkt. Grundsätzlich muss die Wundauflage das Wundexsudat aufnehmen und halten können.
Ein möglicher Biofilm kann sich sehr schnell wieder neu bilden. Antimikrobielle Wundauflagen, die zusätzlich gegen Biofilme wirksam sind, wie AQUACEL Ag+ Extra mit der MEHR ALS SILBER™ Technologie unterstützen dabei, den verbliebenen Biofilm in der Wunde zu bekämpfen und seine Neubildung zu verhindern.
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Quellen:
https://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/mrsa/#c988
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/S/Staphylokokken/Staphylokokken.html
https://www.angehoerige-pflegen.de/ratgeber-wunde-mrsa-symptome-und-erkennungszeichen/
https://www.doctors.today/a/wenn-sie-in-der-wunde-wachsen-1563521
https://www.lgl.bayern.de/downloads/gesundheit/hygiene/doc/lare_merkblatt_sanierung_patienten.pdf
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