Wundheilung: Ernährung nicht unterschätzen
Von einer guten Ernährung mit den richtigen Nährstoffen profitieren alle Patient:innen. Für Menschen mit chronischen Wunden ist die Ernährung aber besonders wichtig: Sie benötigen genügend Eiweiß, damit die Haut wachsen kann und das Immunsystem fit bleibt, Zink und Vitamin C, um das Zellwachstum anzuregen, und ausreichend Wasser, um den Verlust durch Exsudate auszugleichen. Auch ihr Energiebedarf ist tendenziell höher, selbst wenn sie immobil oder bettlägerig sind. Eine angepasste Ernährung unterstützt daher die Wundheilung, während Mangel- und Fehlernährung den Heilungsverlauf stören.
Ernährung spielt bei der Wundheilung eine wichtige Rolle: Das Immunsystem ist verstärkt aktiv, Entzündungen oder Infektionen belasten den Körper zusätzlich, Exsudate führen zu Flüssigkeitsverlusten, neues Gewebe wird gebildet. Oft sind Patient:innen mit chronischen Wunden auch mangel- oder fehlernährt oder untergewichtig. Übergewichtige Patient:innen können ebenfalls unter einem Nährstoffmangel leiden, häufig beobachtet wird dies insbesondere bei einseitiger Kost und bei Diabetiker:innen.
Ernährung bei chronischen Wunden: mehr Energie, viel Wasser
Bei chronischen Wunden braucht der Körper Nährstoffe, die für den Zellaufbau und die Kollagensynthese benötigt werden. Dies sind vor allem Proteine, Zink, Vitamin A und Vitamin C sowie ausreichend Kalorien. Notwendig sind auch Mikronährstoffe, die entzündlichen Prozessen entgegenwirken, darunter die Vitamine der B-Gruppe, Selen sowie Vitamin D.1 Ältere Menschen nehmen häufig zu wenig Spurenelemente wie Folat oder Kalzium zu sich. 2
Generell fördert eine nährstoffreiche, vielseitige und schmackhafte Ernährung die Genesung. Aber auch genügend Flüssigkeit ist wichtig für die Wundheilung: Wunden, die nässen, Entzündungen und Fieber erhöhen den Flüssigkeitsbedarf. Betroffene sollten daher ausreichend Flüssigkeit – mindestens etwa 1,5 Liter pro Tag – trinken. Der Konsum von Lieblingsgetränken, etwa Kräutertee, kann die Trinkmenge fördern. 3
Energiebedarf bei chronischen Wunden und Heilungsprozessen4
- normal: 24 kcal/kg Körpergewicht/Tag
- bei Bettlägerigkeit: 25–30 kcal/kg Körpergewicht/Tag
- bei Tumoren, Dekubitus sowie anderen Wunden: 30–35 kcal/kg Körpergewicht/Tag
- bei hochgradigen Verbrennungen, Polytraumen: 35–45 kcal/kg Körpergewicht/Tag
Eiweißreiche Ernährung ist besonders wichtig
Die Wundheilung gelingt nur mit einer ausreichenden Protein- und Aminosäureversorgung. Auch das stark geforderte Immunsystem benötigt Proteine: Immunzellen, die der Körper bei Wunden und Entzündungen bildet, bestehen aus Eiweißen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für ältere und kranke Menschen mindestens 1,0 Gramm Eiweiß pro Kilo Körpergewicht statt der üblichen 0,8 Gramm für gesunde Erwachsene.5
Bei stark exsudierenden Wunden wie einem entzündeten Ulcus cruris sowie bei Tumoren und Dialysepflichtigen kann der Bedarf höher liegen, bis zu 1,5 Gramm Eiweiß pro Kilo Körpergewicht. Gute Proteinquellen sind Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte, besonders Quark und Käse. Linsen, Bohnen, Erbsen und Tofu oder Soja liefern pflanzliche Proteine.
Wundheilungsstörungen: Mikronährstoffe für Zellen und Immunsystem
Bei Patient:innen mit Wundheilungsstörungen sollte besonders auf die Vitamine A, C und D sowie auf Zink geachtet werden. Zunächst ist der Vitaminstatus zu erheben und möglichst mit natürlichen Lebensmitteln zu decken. Zink ist an vielen Prozessen beteiligt: Es wirkt antibakteriell und antientzündlich, steigert die Zellteilung, unterstützt das Immunsystem und fördert die Neubildung von Proteinen. Umgekehrt kann Zinkmangel Wundheilungsstörungen begünstigen. Expert:innen empfehlen daher, Zink bei chronischen Wunden probatorisch zu geben, da es preiswert ist und bei empfohlener Dosierung keine Nebenwirkungen verursacht. Wenn die Heilung voranschreitet, kann von einem Zinkmangel ausgegangen werden. 6
Mangelernährung ist fatal für chronische Wunden
Mangelernährung verzögert die Wundheilung – sie ist oft sogar der Grund dafür, dass ein Dekubitus nicht abheilt. Auch normal- oder übergewichtige Patient:innen können fehlernährt sein und einen Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen aufweisen, dies gilt besonders für Diabetiker:innen und Menschen mit chronischen Wunden. Ein Ernährungsassessment ist daher meist sinnvoll. Neben der Heilung dient eine angepasste Ernährung generell der Dekubitusprophylaxe, denn sie sorgt für einen besseren Hautzustand und für mehr Mobilität.7
Weitere Informationen zur Ernährung bei chronischen Wunden finden Sie zum Beispiel beim Wundzentrum Hamburg. Betroffene über eine gute Ernährung zu informieren und aufzuklären, ist eine wichtige Aufgabe für Fachkräfte.
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Quellen:
[1} Wundzentrum Hamburg, Ernährung bei chronischen Wunden, https://www.wundzentrum-hamburg.de/wp-content/uploads/Standards/01-2020/WZ-VS-016-V02-Ern%C3%A4hrung-bei-Menschen-mit-chronischen-Wunden.pdf
[2] AOK, Ernährung für Senioren, https://www.aok.de/pk/magazin/ernaehrung/vitamine/gesunde-ernaehrung-fuer-senioren-so-gehts/
[3] Zentrum für Qualität in der Pflege, https://www.pflege-praevention.de/tipps/fluessigkeitsmangel-pflegebeduerftige/
[4] Wundzentrum Hamburg; Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) Hrsg. (2015): Expertenstandard Pflege von Menschen mit chronischen Wunden https://www.wundzentrum-hamburg.de/wp-content/uploads/Standards/01-2020/WZ-VS-016-V02-Ern%C3%A4hrung-bei-Menschen-mit-chronischen-Wunden.pdf
[5] Deutsche Gesellschaft für Ernährung DGE, Referenzwerte Protein, https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/protein/?L=0
[6] Der Niedergelassene Arzt, Wie Vitamine und Zink die Wundheilung fördern können https://www.der-niedergelassene-arzt.de/kommcenter/biofaktoren/news-details/biofaktoren/welche-biofaktoren-koennen-die-wundheilung-foerdern-1
[7] IGAP-Dekubitus-Ratgeber Ernährung https://www.dekubitus.de/ratgeber/prophylaxe/ernaehrung
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