Digitalisierung im Gesundheitswesen: Digitale Patientenakte, E-Rezept und DiGA revolutionieren die Wundversorgung
Haben Sie heute schon eine Videosprechstunde abgehalten, eine digitale Patientenakte genutzt oder ein E-Rezept verordnet? Die Digitalisierung verändert das Gesundheitswesen – und damit die Art und Weise, wie Health Care Professionals mit ihren Patient:innen interagieren können.
Obwohl sich viele Abläufe mittelfristig durch Digital Health oder E-Health vereinfachen, sind die Herausforderungen für Ärztinnen und Ärzte, Medizinische Fachangestellte und Pflegefachkräfte groß. Seit Januar 2021 können gesetzlich versicherte Patient:innen auf freiwilliger Basis die elektronische Patientenakte (ePA) nutzen, in der Dokumente wie Arztbriefe, Befunde, aber auch Mutter- und Impfpass sicher an einem Ort gespeichert sind. Rund 380.000 Menschen in Deutschland nutzen die ePA.1
Auch abseits der elektronischen Patientenakte hat in den letzten drei Jahren die Digitalisierung in der Arztpraxis Fahrt aufgenommen. Während der Corona-Pandemie etablierten viele Praxen Telemedizin in Form von Videosprechstunden. Dank geänderter rechtlicher Grundlagen können Ärzt:innen auch elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (eAU) und elektronische Rezepte (E-Rezept oder eRezept) ausstellen.
Digitale Gesundheits- und Pflegeanwendungen in der Vorsorge, Therapie und Pflege
Was mit einfachen Schrittzählern und Fitness-Apps im Freizeitbereich begann, ist zu einem sinnvollen und wichtigen Baustein in der Vorsorge und Therapie unterschiedlicher Erkrankungen geworden: Digitale Gesundheitsanwendungen, kurz DiGAs, sind Apps oder browserbasierte Anwendungen, die als Medizinprodukt zertifiziert und vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geprüft sind. Sie dienen der Erkennung und Behandlung von Krankheiten oder auch der individuellen Umsetzung von Behandlungsprozessen. Ärzt:innen dürfen DiGAs verordnen und bei entsprechender Diagnose erstattet die gesetzliche Krankenversicherung die Kosten.
Analog werden auch DiPAs (Digitale Pflegeanwendungen) genutzt, um die Selbstständigkeit oder die Fähigkeiten von Pflegebedürftigen möglichst lange zu erhalten oder Angehörige von pflegebedürftigen Personen zu unterstützen. Auch unter (noch) nicht zertifizierten Apps gibt es sinnvolle, leitliniengerechte und sichere digitale Assistenten. Apps zur Wunddokumentation unterstützen Betroffene oder Pflegende dabei, den Heilungsverlauf zu dokumentieren und die Zusammenarbeit mit dem Pflegeteam zu vereinfachen. Anhand der eingegebenen Informationen und Bilder geben sie sogar leitliniengerechte Therapievorschläge.
Die Digitalisierung der Zukunft – was erwartet uns?
Die Entwicklung ist damit noch lange nicht am Ende. Gerade zeigt die künstliche Intelligenz ChatGPT der Welt, was mit Texten schon alles möglich ist. Studierende lernen Wundversorgung bereits mit Virtual-Reality-Brillen. Im Versorgungsalltag laufen Modellprojekte mit Augmented-Reality-Technologie, bei der Pflegende die Brille tragen und das Sichtfeld an eine Fachkraft übermittelt wird. Die notwendige Behandlung kann somit aus der Ferne fachgerecht angeleitet werden. Selbst die Wundverbände werden digital: Smart Dressings sollen zukünftig über integrierte Sensoren die Heilung überwachen und anzeigen, wann ein Verbandswechsel nötig ist.
Welch große Entwicklungen durch künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen erwartet werden, zeigt eine Umsatzschätzung: Im Jahr 2022 lag der Umsatz bei 6,9 Mrd. USD, für 2023 werden 14,6 Mrd. USD erwartet und für 2028 wird von etwa 102 Mrd. USD ausgegangen.2
Patientendaten im Blick – Herausforderungen der Digitalisierung
Mit der Digitalisierung im Gesundheitswesen gehen neben großen Chancen auch Risiken einher. Ein Schwerpunkt ist der Datenschutz. Patientendaten sind ein wertvolles Gut und müssen jederzeit sicher und für Dritte unzugänglich aufbewahrt werden. Datenpannen in der Vergangenheit zeigen, dass kein System absolute Sicherheit bieten kann. Hier sind Entwickler:innen sowohl von Hardware als auch von medizinischer Software gefordert, sichere Möglichkeiten zur Datenspeicherung zu schaffen. Insgesamt ist der Weg manchmal noch steinig: Bis heute gibt es Praxen, die ihre Patientenakten auf Papier führen. Die komplette Umstellung auf leistungsfähige Hardware und die Einbindung von Medizinsoftware stellen Praxisinhaber:innen teilweise vor große Herausforderungen.
Fazit: Digitalisierte Angebote, DiGAs, DiPAs und weitere Tools können die Betreuung von Patient:innen sinnvoll unterstützen, Zeit einsparen und die Effizienz steigern. Zugleich sollte trotz der Implementierung der Technik nicht in Vergessenheit geraten, dass Zuwendung und Ansprache durch Fach- und Pflegekräfte ein wichtiger Bestandteil des Behandlungs- und Heilungsprozesses bleiben.
Quellen:
1Handelsblatt Inside Digital Health: https://www.handelsblatt.com/inside/digital_health/krankenkasse-tk-weit-vorne-bei-elektronischer-patientenakte/28055328.html
2Statista: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/971348/umfrage/umsatz-durch-kuenstliche-intelligenz-im-gesundheitswesen/ & https://www.marketsandmarkets.com/Market-Reports/artificial-intelligence-healthcare-market-54679303.html
DiGA-Verzeichnis: https://diga.bfarm.de/de
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