Konzept der Wundhygiene
So wie wir uns jeden Tag die Hände waschen und die Zähne putzen, sollten wir auch in der Wundbehandlung eine grundlegende Hygiene anwenden, um Wunden zu reinigen und sie von Biofilm zu befreien.
Durch die Anwendung der 4 Schritte der Wundhygiene können Sie bei jedem Verbandwechsel sicherstellen, dass die Wunde optimal auf die Heilung vorbereitet wird.
Herausforderung: Schwer heilende Wunden
In einer systematischen Literaturanalyse konnte aufgezeigt werden, dass Biofilm in den meisten chronischen und nahezu allen schwer heilenden Wunden nachgewiesen werden kann. Dieser stellt eine Hauptursache für Wundheilungsstörungen dar, da Biofilm die Beseitigung der Mikroorganismen durch die Abwehrkräfte des Patienten, Antibiotika und Antiseptika erschwert. Damit die Wundheilung einsetzen und fortschreiten kann, muss Biofilm frühzeitig entfernt werden.
Auf der Basis klinischer und wissenschaftlicher Erkenntnisse wird deutlich, dass ein gut geplanter und systematischer Ansatz zur Wundbehandlung notwendig ist, um die Grundlage für die Heilung chronischer Wunden zu schaffen. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, wurde das Konzept der Wundhygiene entwickelt.
Dieses Konzept sieht vor, dass zur Förderung der Wundheilung frühzeitig mit der Beseitigung und Prävention des Biofilms begonnen wird, wobei die damit zusammenhängenden Strategien verschiedene Komponenten umfassen.
Wundhygiene: 4 einfache Schritte zur optimalen Wundheilung
- Schritt 1: Spülung & Reinigung
- Schritt2: Débridement
- Schritt 3: Wundrandbehandlung
- Schritt 4: Wundverband
Das Konzept der Wundhygiene ist ein Konzept, das von Klinikern für Kliniker entwickelt wurde und international zu einem führenden Leitfaden der Wundbehandlung geworden ist.
1. Schritt: Spülung & Reinigung
Definition:
Reinigung des Wundbetts zur Entfernung von abgestorbenem Gewebe, Belägen, Zelltrümmern und Biofilm. Reinigung der Wundumgebung zur Entfernung von abgestorbenen Hautschuppen und Hornhaut. Dekontamination der Wundumgebung, idealerweise mit antimikrobiellen Wundspüllösungen oder Antiseptika, um eine erneute Besiedlung der Wunde mit Biofilm zu verhindern.
Grundprinzip:
Reinigung der Wunde und Wundumgebung mit dem Ziel, devitalisiertes Gewebe, Ablagerungen und Biofilm zu entfernen.
2. Schritt: Débridement
Definition:
Entfernen von nekrotischem Gewebe, Belägen, Zelltrümmern, Fremdkörpern und Biofilm aus der Wunde.
Grundprinzip:
Ein Debridement, bei dem keine punktgenaue Blutung erreicht wird, kann den Biofilm möglicherweise nicht physisch entfernen. Die Anwendung von mechanischer Kraft und Scherung in Kombination mit einem flüssigen Tensid oder einer antimikrobiellen Lösung ist erforderlich, um den Biofilm aufzubrechen und zu zerstören.
3. Schritt: Wundrandbehandlung
Definition:
Beseitigung von Strukturen, die Biofilm beherbergen können, wie Nekrosen, Beläge und Hyperkeratosen am Wundrand. Ziel ist es das Niveau der Wundränder an den Wundgrund anzugleichen, um das Voranschreiten der Epithelisierung und die Wundkontraktion zu unterstützen.
Grundprinzipien:
Devitalisiertes Gewebe, Kallus, hyperkeratotische Ablagerungen und seneszente Zellen an den Wundrändern können einen Biofilm beherbergen. Die Entfernung ist notwendig, um die Epithelisierung und Wundkontraktion zu erleichtern.
4. Schritt: Wundverband
Definition:
Verhinderung von Biofilm-Wiederaufbau durch Anwendung antimikrobieller Wundauflagen mit Anti-Biofilm-Wirkung.
Grundprinzipien:
Biofilm kann sich schnell neu bilden, und ein wiederholtes Debridement allein kann sein erneutes Wachstum wahrscheinlich nicht verhindern. Die lokale Anwendung von antimikrobiellen Mitteln und Biofilm-Antibiotika kann den verbleibenden Biofilm bekämpfen und seine Neubildung verhindern.
Quellen:
1. Murphy C, Atkin L, Swanson T, Tachi M, Tan YK, Vega de Ceniga M, Weir D, Wolcott R. International consensus document. Defying hard-to-heal wounds with an early antibiofilm intervention strategy: Wound Hygiene. J Wound Care 2020; 29(Suppl 3b):S1–28
(AP-69876-CHE-DEU-v1)